Schweinehalter informierten sich bei GFS-Vertreterversammlung „Sie haben die Fakten, die anderen die Emotionen“

Bauernblatt Schleswig-Holstein und Hamburg 20.2015

Aus Beispielen lernt man. Auch Öffentlichkeitsarbeit. Wie positive Öffentlichkeitsarbeit in einem schwierigen Umfeld gelingen kann und worauf es ankommt, schilderte Valerie Holsboer vom Verband der Systemgastronomie vor Schweinehaltern.

Hier gehts zum ganzen Artikel (Teil 1)

Hier gehts zu Teil 2

Schon die Einführung von Paul Hegemann, Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft zur Förderung der Schweinehaltung (GFS), bei der diesjährigen Vertreterversammlung machte es deutlich: Das Problem der mangelnden gesellschaftlichen Akzeptanz brennt den Schweinehaltern auf den Nägeln und wächst zu einer existenziellen Bedrohung heran. Dabei haben die Agrarier eigentlich gute Argumente auf ihrer Seite: Die fachliche Expertise ist bei den Bauern vorhanden. Den Tieren geht es – von schwarzen Schafen einmal abgesehen – besser als je zuvor. Die Initiative Tierwohl ist mit großem Interesse seitens der Bauern gestartet. Auch mit der ‚Regionalität‘ können die Landwirte punkten. Tage des Offenen Hofes, Schweinemobil, Internetforen und Blogs – auf vielen Ebenen sind zudem in Sachen Öffentlichkeitsarbeit gute Ansätze vorhanden.

Wie aus der Rechtfertigungsfalle herauskommen?

„Doch wir sind nach wie vor in einer defensiven Haltung. Der große Durchbruch gelingt uns nicht“, konstatierte Paul Hegemann. Die Schweinehalter scheinen ratlos, wenn nicht frustriert. Sie machen ihre Hausaufgaben, aber die Gegner und Tierschutz-Aktivisten gewinnen mit emotional aufgeheizten Kampagnen an Boden und stellen die Schweinehalter pauschal an den Pranger.

Auch die Systemgastronomie, in deren Interessenverband u.a. die großen Fast-Food-Ketten vertreten sind, steht ebenfalls oft im Kreuzfeuer. Der Eindruck sei, so Paul Hegemann, dass sich das geändert habe; der Besuch von täglich 3 Mio. Gästen allein bei McDonalds sei eindrucksvoll. Um von dieser Branche zu lernen, hatte die GFS zu ihrer Vertreterversammlung in diesem Jahr die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Systemgastronomie (BdS) Valerie Halsboer eingeladen.

Die Juristin fesselte die rund hundert GFS-Vertreter mit einem lebhaften und mit Beispielen reich gespickten Vortrag und hob hervor, dass beide Branchen ähnlich leidgeprüft seien. Die Systemgastronomie stehe nicht nur in punkto Fleisch oft in der Kritik, sondern auch als Arbeitgeber. Die Diskussion um die Arbeitsbedingungen ploppe immer wieder auf, nicht nur nach dem Super-GAU der Undercover-Recherche von Günter Wallraff bei Burger King. Wie in der Landwirtschaft sei auch in ihrem Verband eine Vielzahl von Unternehmen organisiert, die in einem harten Wettbewerb zueinander stehen und zum Teil widerstreitende Interessen haben.