Dreifach gegen hohe DON-Gehalte

Wie sieht eine vorausschauende und integrierte Pflanzenschutzstrategie zur Minderung von Fusarium im Getreide aus?

Rheinische Bauernzeitung 32.2014

Mykotoxine im Getreide bergen erhebliche Gesundheitsgefahren für Mensch und Tier. Die Grenzwerte sind deshalb auf maximal 1.250 µg DON/kg Korn festgelegt. Mindererträge bei hohem Befall bringen Landwirten gleichzeitig große wirtschaftliche Verluste. Und wenn die Infektionskette nicht durchbrochen wird, können Erntereste die Pilzsporen auf die Folgefrucht übertragen. Eine Herausforderung für den integrierten Pflanzenschutz also. Denn es geht darum, das Grundproblem so zu reduzieren, dass man nicht in einen kritischen Bereich zu hoher Mykotoxinwerte kommt.

Auslöser und Infektionsmechanismen

Während Gerste nur im Ausnahmefall von Fusariuminfektionen betroffen ist, sind Weizen und Triticale es in hohem Maße. Dr. Joachim Weinert vom Pflanzenschutzamt Hannover der Landwirtschaftskammer Niedersachsen stellte bei einer Pflanzenschutzberatertagung in Berlin Infektionsmechanismen sowie begünstigende und auslösende Faktoren heraus und gab ackerbauliche und Behandlungshinweise. Jährlich treffen sich Pflanzenschutzfachleute aus ganz Deutschland auf Einladung des Unternehmens ADAMA (vormals FCS) und tauschen Erfahrungen aus.

„Wenn wir Toxinprobleme feststellen, finden wir fast immer Fusarium graminearum, seltener Fusarium culmorum“, sagte Weinert. Fusarien sind Primärzersetzer und auf Erntereste wie zurückbleibende Stoppel zur Verbreitung über Konidiosporen (ungeschlechtliche Vermehrung) angewiesen. Bei F. graminearum kann auch Pilzmycel (Fruchtkörper) im Boden überleben und die Ähre dann über ausgeschleuderte Ascosporen (geschlechtliche Vermehrung) infizieren.

Die Infektion findet in der Blüte statt; die Primärinfektion ist meist bei frisch aufgeblühten Blütchen in der Ährenmitte zu sehen. Von dort verbreitet sie sich in die Spitze der Ähre, während Halmbasis und Blätter nicht betroffen sind. Typisch sind später taube Körner an der Ährenspitze (Partielle Taubährigkeit) sowie rötliche Sporenlager in der Ährenmitte. Die Infektion breitet sich an der Spindel nach unten aus und kann auch die noch gesunde Ährenbasis betreffen. Neben dieser direkten Infektion an der Pflanze spielt auch die Kontamination gesunder Körner beim Drusch eine Rolle, das kann sich beim Saatgut fortsetzen.

Insofern kommt einer ausreichend wirksamen Beize des Saatgutes gegen Fusarien und Microdochium (Schneeschimmel) große Bedeutung zu (z. B. mit einem Wirkstoffgemisch aus 60 g/l Prochloraz und 15 g/l Tebuconazol). Die systemischen Fungizide wirken gegen samenbürtige Krankheitserreger sowie gegen schwer bekämpfbare Schneeschimmelstämme und schützen das Getreide vor Auflaufschäden.